Strong Woman

Sich als Frau in einer Führungsrolle verwirklichen.

Wir wollten heute einen Artikel veröffentlichen, in dem Sophie über ihren Alltag als Teilzeitkollegin und Mutter berichtet. Sophie hatte aber spontan keine Lust, ihre Rolle als Mutter zu thematisieren, sondern wollte mit Kolleginnen lieber über die Herausforderungen als weibliche Führungskräfte sprechen.

Daher haben wir nun ein Interview geführt, um von Sophie (Lead Business Development), Franzi (Lead Software Developer) und Anika (Lead HR & Communication), drei ganz unterschiedlichen Charaktere, mehr über ihre Führungspositionen bei Whiskey Tango Foxtrot zu erfahren. Wir wollten von ihnen wissen, wie sie ihre Rolle in einer immer noch eher männerdominierten Branche und in einer Firma, in der mehr Männer als Frauen arbeiten, empfinden. Wir möchten dieses Interview dazu nutzen, über ihren Weg zur Führungskraft und die Arbeit in dieser Position zu berichten. Damit wollen wir außerdem andere Frauen bestärken, ihre Ziele zu verfolgen.

Seit wann arbeitest du in einer Führungsposition und was sind aktuell deine Aufgaben als Lead?

Franzi:

Seit meiner Position als Senior Software Entwicklerin 2018 bei einem vorherigen Arbeitgeber bin ich langsam in diese Position hineingewachsen - innerhalb verschiedener Projekte erhielt ich immer mehr Verantwortung für den Frontend-Bereich des jeweiligen Teams. 2020 folgte der nächste Schritt zum Frontend Team Lead: einerseits arbeitete ich aktiv in Projekten, andererseits hatte ich Personalverantwortung für rund dreißig Entwickler:innen. Seit Ende 2021 und einem Wechsel zu Whiskey Tango Foxtrot bin ich Lead Software Developer. Zu meinen Aufgaben gehören neben der operativen Entwicklungsarbeit in Projekten auch die Sondierung und Auswahl von Technologien und Tooling für Projekte sowie der enge Austausch mit Kolleg:innen, die sich um Projektplanung oder UX-/UI kümmern, um gemeinsam an sowohl zukunftsweisenden als auch effizienten Lösungen zu arbeiten.

Sophie:

Ich bin noch ganz frisch bei Whiskey Tango Foxtrot, kenne diese exponierte Rolle aber schon aus früheren Unternehmen und bin es gewohnt, Entscheidungen zu treffen und zu verantworten. Das ist für mich also nicht neu. Trotzdem ist nun noch eine Schippe Verantwortung dazu gekommen, was mich hin und wieder doch noch erschrickt. Haben wir uns für die richtigen Tools für Abrechnung und Dokumentation entschieden? Wie können unsere Entwickler:innen und Designer:innen noch freier, selbstbestimmter und kreativer arbeiten? Was oder wer garantiert uns, dass wir im Bereich Technologie in den richtigen Bereichen forschen? Das breite Feld “Unternehmensentwicklung” fordert mich!

Anika:

Im September 2020 habe ich die Rolle Team Lead als Elternzeitvertretung bei einem vorherigen Arbeitgeber übernommen. Bis zu dem Zeitpunkt habe ich nie den Wunsch gehabt, eine Führungsrolle zu übernehmen. Nicht weil ich Angst davor hatte, sondern weil mir meine Aufgaben im Bereich HR Spaß machen und ich immer dachte, dass ich diese dann aufgeben müsste. Ich habe in den eineinhalb Jahren gelernt, dass das nicht so sein muß, denn wenn man ein tolles Team und eine gemeinsame Vision hat, wenn alle an einem Strang ziehen, dann benötigt es manchmal nur nochmal jemanden, der darauf achtet, dass man an der Vision festhält und guckt, das man voran kommt. Bei Whiskey Tango Foxtrot freue ich mich darauf, einen HR Bereich dahingehend aufzubauen, dass neue Teammitglieder auch alleine erkennen, in welche Richtung wir gemeinsam gehen wollen.

Hast du die Lead Position forciert?

Franzi:

Bewusst gar nicht, aber anscheinend habe ich immer “mein Handtuch“ in den Ring geworfen, wenn die Frage kam “Und, wer macht das?“ oder “Wer ist hier verantwortlich?“ - dazu kam, dass ich mein Gespür für Menschen und Stimmungen in die Projektteams eingebracht habe - das kam wohl gut an. Somit kam irgendwann die Frage, ob ich nicht nur technische Projekt- sondern auch Personalverantwortung & -führung annehmen möchte. Und ich so: “Verdammt gerne!“

Anika:

Nein. Ich hatte selber ein Personalgespräch, in dem mich meine damalige Chefin fragte, ob ich mir eine Rolle als Teamleitung vorstellen kann. Ich solle doch mal darüber nachdenken. Für mich stand es vorher außer Frage, über diese Rolle nachzudenken, da sie diese zu dem Zeitpunkt ja inne hatte. Dass eine Schwangerschaft der Grund der Frage war, wusste ich im ersten Moment nicht. Die Rolle habe ich am Ende unter verschiedenen Gesichtspunkten gerne übernommen. Zum einen war mir bewusst, dass ich auch über meine alltägliche Arbeit hinweg relativ gut bescheid wusste über Themen, die in der Firma gerade passieren, dann war es für mich eine wahnsinns Wertschätzung, das Vertrauen entgegengebracht zu bekommen, diese Rolle übernehmen zu können und außerdem war es auch endlich mal wieder eine Challenge, die ich gerne angenommen habe und gut machen wollte.

Sophie:

Ja & Nein. Es ist der Job, den ich lange wollte, ohne zu wissen, dass es ihn gibt. Als sich die Situation nach der Elternzeit ergab, habe ich zugegriffen. Dabei ging es mir nie um den Titel, sondern um den Wirkungskreis. Und ich finde es vollkommen legitim zu sagen: Ja, ich will! Ich will Verantwortung übernehmen! Als Führungskraft mit Kind, Familie, Haushalt und allem, was dazugehört.

Was bedeutet für dich gute Führung?

Anika:

Für mich bedeutet gute Führung, dass man nicht gebraucht wird. Mein Wunsch wäre es, ein Team aufzubauen, in dem alle dasselbe Verständnis von erfolgreicher Zusammenarbeit haben, ein gemeinsames Ziel verfolgen und nur dann auf mich zurückgreifen müssen, wenn es wirklich mal nicht weitergeht oder um über neue Ideen zu sprechen. Im Vordergrund für mich steht schon jetzt, Transparenz zu schaffen und am besten jedem zugänglich zu machen, an welchen Themen gerade gearbeitet wird. Wenn man fachlich ersetzbar ist, hat man glaube ich alles richtig gemacht. Dann machen zwei Wochen Urlaub auch gleich viel mehr Spaß.

Sophie ergänzt:

Für mich bedeutet Führung auch mehr Service anstatt Controlling. Zuhören, die richtigen Rückfragen stellen und Kolleg:innen dabei helfen, sich selbst weiterentwickeln zu können, sollten dabei im Vordergrund stehen. Dafür braucht es Zeit und eine offene (digitale) Bürotür. Da können wir von Anika viel lernen!

Welche Fähigkeiten vermisst ihr bei Führungskräften?

Sophie:

Ich habe oft gesehen, dass Führungskräfte den Anschluss an ihre operativen Projektteams verlieren. Der Informationsfluss muss in beide Richtungen funktionieren und nicht nur top-down. Und irgendwann traut sich niemand mehr Kritik zu üben, weil auch nie um Feedback gebeten wurde. Ich glaube, dass viele Unternehmen daran erkranken.

Anika:

Die Fähigkeit, Fehler zuzulassen und über diese zu sprechen, denn Fehler macht niemand mit Absicht und jeder Fehler macht einen grundsätzlich ein kleines bisschen besser, wenn einem die Möglichkeit geboten wird, aus ihnen zu lernen.

Franzi ergänzt:

Aber vor allem auch die Fähigkeit, eigene Fehler einzugestehen und sich selbst auch mal - Ausnahmen bestätigen hier die Regel - zurückzunehmen. Nach meinem Empfinden neigen viele Führungskräfte zwar dazu zu merken, wenn etwa schief gelaufen ist, aber sie lassen sich es nicht anmerken, da sie oft befürchten, dass das ihrer Position schaden könnte, sie nicht mehr ernst und als fähig wahrgenommen werden könnten. Aber gerade in dem Zeigen von Schwäche liegt Stärke.

Das wir in Deutschland ein Führungskräftemangel haben ist nichts Neues. Die Ansprüche an Führungskräfte steigen. Wir möchten in den nächsten zwei Wochen von der Arbeit unserer Kolleginnen als Führungskräfte berichten und andere dazu motivieren, diese Rolle vielmehr als Chance und weniger als eine unlösbaren Aufgabe zu sehen. Uns ist bewusst, dass es weiterhin viele Hürden für Frauen gibt unabhängig von Postion und Branche. Daher wird auch das ein Schwerpunkt unserer zukünftigen Kommunikation sein.

Und ganz zum Schluss nochmal ehrlich: Das Thema “Mütter in Führungspositionen” ist doch eigentlich ein wichtiges Thema oder Sophie?

Natürlich! Und ich finde, dass wir ganz viel darüber sprechen sollten! Wir sollten aussprechen, wie anstrengend es ist, Familie und Job zu vereinbaren, die Extrameile zu gehen, Schwimmkurse am Vormittag und Arzttermine am Nachmittag zu realisieren, dazwischen noch zwei Kundengespräche zu führen und ein Afterwork vorzubereiten. Und wir sollten auch berichten, wie herausfordernd das für Arbeitgeber und Kolleg:innen sein kann! Aber ich finde, dass das einen eigenen Artikel verdient mit mehr Perspektiven. Und ich finde, dass “working mums” auch Mütter und Arbeitnehmerinnen sein dürfen - ganz getrennt von einander. Heute hatte ich einfach Lust, mit Anika und Franzi über unsere Herausforderungen als weibliche Führungskräfte zu sprechen. War schön mit euch.